ÖKOWORLD auf Unternehmensreise in Finnland

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Ein Beitrag von Lars von Danwitz, Senior Sustainability Analyst bei der ÖKOWORLD.

Finnland ist besonders für die unberührte Natur und hohe Lebensqualität bekannt. Weniger bekannt ist, dass Finnland viele innovative Unternehmen unter anderem in den Bereichen Maschinenbau, Haushalts- und Gartenartikel und Chemie hat. Ziel der Unternehmensreise des Nachhaltigkeitsresearch war es, mit eben einigen dieser Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu sprechen und auch Schwachpunkte zu adressieren, um hier Veränderungen anzustoßen. Gleichzeitig diente der Besuch dazu, Unternehmen, die bisher nicht Teil unserer Universen sind, besser kennen zu lernen und gegebenenfalls im Anschluss in die Anlageuniversen der ÖKOWORLD-Fonds aufnehmen zu können. Im Folgenden werden fünf der Gespräche im Detail dargestellt.

Der Weg zur Aufnahme in die ÖKOWORLD Anlageuniversen ist noch weit

Die QT Group ist bisher noch nicht Teil unserer Anlageuniversen. Als Softwareentwickler unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei der Entwicklung ihrer eigenen Software. Schwachstellen liegen bei einem unzureichenden Fokus der Produkte auf Nachhaltigkeit, wenig detailreicher Nachhaltigkeitsberichterstattung und fehlender Umweltziele. Neben diesen Themen sprachen wir mit dem CFO des Unternehmens über die Diversität im Unternehmen, Barrierefreiheit bei der Softwareentwicklung und dem Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch. Wir haben deutlich gemacht, dass wir in den genannten Bereichen Verbesserungen erwarten. Das Unternehmen hat signalisiert, einige dieser Punkte, darunter Details zur Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen, in der kommenden Nachhaltigkeitsberichterstattung aufzugreifen. Wir werden das Unternehmen weiter im Auge behalten.

Beim Handel kommt es auf die Produkte und ihre Herkunft an

KESKO ist ein Lebensmitteleinzel- und Großhändler sowie Betreiber von Baumärkten für Privat- und Geschäftskunden. Das Unternehmen ist Teil unserer Anlageuniversen, da es einen starken Fokus auf regionale Produkte setzt, über Produktalternativen und Produktkennzeichnungen gesunde Ernährung fördert und sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt hat. Beim Gespräch mit dem Director of Sustainability und einer Verantwortlichen aus dem Bereich Investor Relations sprachen wir unter anderem über die Anteile von Biolebensmitteln, Zertifizierungen (z.B. Fisch und Baumwolle) sowie zum Angebot von torfhaltiger Blumenerde und Pestiziden in den Baumärkten. In dem Zusammenhang machten wir deutlich, dass wir den Verkauf von torfhaltiger Blumenerde aus Gründen des Klimaschutzes ablehnen. Wir erwarten einen Ausstiegsplan, wie ihn bereits andere Unternehmen der Branche umsetzen. Im Rahmen unserer Engagement-Strategie werden wir das Unternehmen bei der Umsetzung unserer Erwartungen weiter beobachten und begleiten.

Lars von Danwitz (Senior Sustainability Analyst), Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) zusammen mit Hanna Jaakkola (IR) und Matti Kalervo (Director of Sustainability) vor einer alten Supermarktkasse am Hauptsitz des Unternehmens
Lars von Danwitz (Senior Sustainability Analyst), Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) zusammen mit Hanna Jaakkola (IR) und Matti Kalervo (Director of Sustainability) vor einer alten Supermarktkasse am Hauptsitz des Unternehmens

Wie ein Chemieunternehmen nebenbei die Energiewende ermöglicht

Bei Kemira, einem Chemieunternehmen mit Fokus auf Produkte für die Zellstoff- und Papierproduktion und Wasseraufbereitung, hatten wir die Gelegenheit, sowohl mit dem CFO und dem Head of Investor Relations zu sprechen als auch eine Produktionsstätte zu besichtigen. In Sastamala konnten wir uns ein Bild vom umfangreichen Energiemanagement des Unternehmens machen. Die Produktion von Chemikalien für die  Papierindustrie ist sehr energieintensiv. Mit zunehmendem Anteil von erneuerbaren Energien im Stromnetz, besteht das Problem, dass zu bestimmten Zeiten das Angebot an Strom höher ist als die Nachfrage und umgekehrt. Hier setzt das Unternehmen an. Durch eine intelligente Steuerung der Produktion und damit einhergehend des Energieverbrauchs gleicht Kemira die schwankende Verfügbarkeit von Wind- und Solarenergie aus und trägt so zu einer sicheren Stromversorgung bei. Neben dem Energiemanagement haben wir auch über die ressourcenschonenden Eigenschaften der Produkte gesprochen und uns über die Beschaffung von zertifiziertem Palmöl sowie Nutzung von Recyclingmaterialien informiert. Im Nachgang des Gesprächs übermittelten uns die Verantwortlichen die bisher noch nicht veröffentlichte und von uns eingeforderte Animal Testing Policy. Wir sehen deutliche Fortschritte beim Unternehmen, so dass wir das Unternehmen auch in weitere Anlageuniversen der ÖKOWORLD-Fonds aufnehmen können.

Lars von Danwitz (Senior Sustainability Analyst) und Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) bei der Werksbesichtigung in der Sastamala Produktionsstätte von Kemira
Lars von Danwitz (Senior Sustainability Analyst) und Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) bei der Werksbesichtigung in der Sastamala Produktionsstätte von Kemira

Aus Alt mach Neu!

Fiskars dürfte vielen Menschen in Deutschland durch die Haushaltswaren des Unternehmens (zum Beispiel Scheren und Pfannen) und die Produkte im Bereich Gartenpflege bekannt sein. Daneben produziert das Unternehmen auch Keramikwaren (zum Beispiel Teller und Tassen) und Gläser. Aufgrund fehlender Transparenz hinsichtlich der Produktgestaltung, insbesondere bei Beschichtungen und verwendeten Materialien, war Fiskars bislang nicht Teil unserer Anlageuniversen. Wir sprachen mit der Vice-President Sustainability and Public Affairs und der Verantwortlichen für Investor Relations unter anderem über PFAS (sogenannte „Ewigkeitschemikalien“), die Nutzung von Recyclingmaterialien und Maßnahmen zur Steigerung der Lebensdauer der Produkte. Überzeugt haben uns insbesondere die Anstrengungen des Unternehmens im Bereich Kreislaufwirtschaft. So bietet das Unternehmen beispielsweise Pfannen an, deren Beschichtung erneuert werden kann, und fördert den Weiterverkauf gebrauchter Produkte. Bis Ende 2024 werden alle Küchenartikel von Fiskars frei von gesundheitsschädlichen PFAS sein. Durch die gewonnenen Erkenntnisse hat sich unsere Einschätzung zum Unternehmen deutlich verbessert. Wir werden das Unternehmen in die Anlageuniversen der ÖKOWORLD-Fonds aufnehmen und das Unternehmen weiter beobachten.

Kati Ihamäki (VP Sustainability and Public Affairs bei Fiskars), Lars von Danwitz (Senior Sustainability Analyst) und Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) inmitten einer Auswahl der Produkte des Unternehmens
Kati Ihamäki (VP Sustainability and Public Affairs bei Fiskars), Lars von Danwitz (Senior Sustainability Analyst) und Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) inmitten einer Auswahl der Produkte des Unternehmens

Quo vadis Kalmar?

Kalmar, der Produzent von Fahrzeugen für den Containerumschlag, wurde erst kürzlich von Cargotec abgespalten und ist nun eigenständig an der Börse notiert. Bereits als Teil von Cargotec war Kalmar für seine Vorreiterrolle im Bereich Ökodesign bekannt, insbesondere bei der Steigerung der Treibstoffeffizienz und Elektrifizierung der Fahrzeuge. Um die Nachhaltigkeitsstrategie des neu eigenständigen Unternehmens besser zu verstehen, haben wir uns mit Verantwortlichen für Nachhaltigkeitsmanagement und Nachhaltigkeitsberichterstattung getroffen. Dabei standen Themen wie der Bezug von Recyclingstahl, Klimaziele, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Diversität im Fokus. Wir freuen uns sehr, dass Kalmar sich ein wissenschaftbasiertes Klimaziel (SBTi) gesetzt hat und derzeit auf dessen Validierung wartet. Unser Blick aufs Unternehmen hat sich verbessert und es verbleibt in den Anlageuniversen der ÖKOWORLD-Fonds.

Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) im Gespräch mit Cecilia Lindström (Senior Manager Sustainability) und Päivi Koivisto (VP Sustainability) bei Kalmar
Dennis Roitsch (Sustainability Analyst) im Gespräch mit Cecilia Lindström (Senior Manager Sustainability) und Päivi Koivisto (VP Sustainability) bei Kalmar

Unser Fazit

Die Reise nach Finnland hat uns einmal mehr gezeigt, wie ambitioniert viele Unternehmen dort im Hinblick auf Nachhaltigkeit bereits sind. In vielen Gesprächen stießen unsere Vorschläge und Erwartungshaltungen auf offene Ohren. Wir werden die Umsetzung unsere Anforderungen weiterhin aufmerksam verfolgen.

 

Lars von Danwitz
Senior Sustainability Analyst bei der ÖKOWORLD AG