Ein Beitrag von Lars von Danwitz, Senior Sustainability Analyst bei der ÖKWORLD.
Welche Strategien verfolgen die Unternehmen in unseren Universen? Was sind die Strategien und Pläne der Verantwortlichen? Wo bedarf es Verbesserungen? Um diese Fragen zu klären und Wandel anzustoßen, haben wir uns im Juni 2023 auf eine Reise nach Dänemark und den Färöer Inseln begeben. Mathias Pianowski, Head of Sustainability Research, und Lars von Danwitz, Sustainability Analyst, besuchten sieben Unternehmen aus den Bereichen Schifffahrt und Logistik, Finanzwesen, Lebensmittelproduktion, Reinigungsgeräte und Baumaterialien.
Unser Ziel: mit der Entscheidungsträger:innen ins Gespräch kommen, unsere Erwartungen zu kommunizieren und die Unternehmen dazu zu bewegen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu verbessern. In diesem Blogartikel berichten wir über unsere Eindrücke und Erfahrungen. Wir zeigen auf, welche Punkte wir mit dem Unternehmen besprochen haben und wo wir nach Verbesserungsbedarf sehen.
Lachs von den Färöer Inseln
Bakkafrost, der Produzent von Premium-Zuchtlachs auf den Färöer Inseln, ist bereits seit vielen Jahren Teil der Ökoworld Teiluniversen. Das Unternehmen operiert auf den Färöer Inseln in einem sehr stark regulierten Umfeld, stellt das Futtermittel nach hohen Standards selber her und erfüllt hohe Umwelt- und Biodiversitätsstandards. Bei dem ganztägigen Besuch auf den Färöer Inseln sprachen wir mit dem CFO, der Group Sustainability Director und weiteren Verantwortlichen. Wir besichtigten neben einer Aufzuchtstation auf Land, eine Produktionsanlage zur Weiterverarbeitung der Lachse und eine Biogasanlage zur Verwertung der Fischabfälle. Vor Ort haben wir kritisch zu etwaiger Umweltbelastungen durch Reststoffe aus dem Futter und Ausscheidungen der Fische nachgefragt. Das Unternehmen legt die Aquakulturen insbesondere in solchen Gebieten an, in denen ein möglichst hoher Seegang herrscht. So wird die Umweltbelastung durch Reststoffe aus dem Futter und Ausscheidungen der Fische reduziert. Wir haben zudem deutlich gemacht, dass wir von Bakkafrost die Einführung von SBTi-Klimazielen erwarten. Bakkafrost sicherte zu, diese im Verlauf des Jahres 2023 zu veröffentlicht. Dies ist bereits ca. drei Monate nach unserer Reise geschehen. Unsere Bewertung des Unternehmens hat sich bestätigt.
Wer besser dämmt, muss weniger heizen
Zum Business Lunch trafen wir uns mit dem Director Public Affairs und Sustainability von Rockwool. Das Unternehmen ist ein Hersteller von Dämmmaterialien aus Steinwolle. Die Produkte verringern den Energieverbrauch von Gebäuden erheblich und sparen über den Produktlebenszyklus deutlich mehr Energie und CO2 ein, als bei Herstellung, Transport und Entsorgung entsteht. Themen des Gesprächs waren unter anderem die Recyclingfähigkeit der Produkte, die Herkunft der Rohmaterialien, der Einsatz von erneuerbaren Energien und die Nutzung von emissionsarmen Elektroschmelzöfen. Das Unternehmen sagte zu, den Anteil erneuerbarer Energien zu steigern und zunehmend auf emissionsarme Elektroschmelzöfen zu setzen. Wir begrüßen den Schritt des Unternehmens und beobachten weiter, ob die Ankündigungen umgesetzt werden.
Reparatur, Refurbishment und Recyclingmaterialien
Nilfisk ist ein Hersteller von professionellen Reinigungsmaschinen und -geräten. Das Unternehmen führt umfangreiche Reparatur- und Refurbishment-Programme durch und ergreift Maßnahmen, um die Energieeffizienz in seinen Geräten zu steigern. Bei unserem Besuch sprachen wir mit dem CFO und weiteren Verantwortlichen aus den Bereichen Investor Relations und Nachhaltigkeitsmanagement. Uns interessierte insbesondere der Anteil der Recyclingmaterialien am Materialinput und der Einsatz von erneuerbaren Energien. Im Bereich der Recyclingmaterialien steht das Unternehmen noch am Anfang und plant diesen in der Zukunft in Zusammenarbeit mit den Zulieferern deutlich auszubauen. Auch der Anteil erneuerbare Energien, soll in den kommenden Jahren deutlich gesteigert werden. Unsere Gesprächspartner konnten glaubhaft vermitteln, dass unsere Themen einen hohen Stellenwert im Unternehmen genießen. Das hat uns überzeugt, dass Nilfisk auf dem richtigen Weg ist.
Mit grünen Kraftstoffen über die Weltmeere
Zudem besuchten wir Moller-Maersk, eine Containerreederei mit einem starken Fokus auf die ökologische Transformation. Das Unternehmen hat als erste Reederei weltweit große Containerschiffe bestellt, die mit grünen Kraftstoffen (Methanol) fahren können. Damit möchte Moller-Maersk sein Ziel bis 2040 Netto Null Treibhausgasemissionen auszustoßen erreichen. Wir sprachen mit Verantwortlichen aus den Bereichen Investor Relations und Nachhaltigkeitsmanagement unter anderem über die ambitionierten Klimaziele, Biodiversität und umwelt- und sozialverträgliches Schiffsrecycling. Das Unternehmen konnte auf alle unsere Fragen ausführlich antworten und uns von seiner ambitionierten Klimastrategie überzeugen.
Finanzierung des Ausbaus erneuerbarer Energien
Jyske Bank, eine der größten Banken Dänemarks, nimmt die Integration ethisch-ökologischer Aspekte in ihr Kerngeschäft ernst. Die Emissionen aus der Finanzierung von Geschäftstätigkeiten werden transparent veröffentlicht. Im Rahmen des Engagements übt die Bank Einfluss auf Unternehmen aus, um deren Emissionen zu reduzieren. Die Bank finanziert den Ausbau erneuerbaren Energien und energieeffizienter Gebäude in Dänemark. Wir sprachen mit der Director Investor Relations und Sustainability unter anderem über Nachhaltigkeitskriterien bei der Kreditvergabe, nachhaltige Kapitalanlage und das Thema Stimmrechtsausübung. Jyske hat deutlich gemacht, dass sie erst 2019 damit angefangen haben Nachhaltigkeitsthemen in ihre Geschäftstätigkeit mit einzubeziehen, jedoch in dem Bereich vorangehen wollen. In den kommenden Jahren, wird sich zeigen, ob die Bank sich weiter verbessern kann. Wir werden das Unternehmen weiter beobachten.
Durchbruch beim Recycling von Windkraftanlagen
In Kopenhagen besuchten wir Vestas, einen Hersteller von Windkraftanlagen. Das Unternehmen ist Teil unserer Teiluniversen, weil die Stromproduktion mithilfe der Windkraftanlagen des Unternehmens deutlich geringere Treibhausgasemissionen verursacht, als die fossile Energiegewinnung. Am Unternehmenssitz empfingen uns der Head of Investor Relations, der Global Head Compliance & CSR und ein weiterer Mitarbeiter aus dem Bereich Investor Relations. Wir fragten zum aktuellen Stand des Zieles, Rotorblätter herzustellen, die zu 100 % recycelbar sind. Die Verantwortlichen berichteten, dass im Herbst 2022 eine Technologie entwickelt worden sei, die es ermögliche das Kunstharz aus den Windkraftanlagen in ihre chemischen Bestandteile zu zerlegen. Mit unseren Fragen zu Zertifizierungen im Bereich der Konfliktmineralien und zu der Menschenrechtssituation bei den Zulieferern in China machten wir deutlich, dass wir in diesen Bereichen Verbesserung erwarten. Zu diesen Punkten werden wir auch in der Zukunft genau hinschauen.
Wasserstoffbetriebene Fähren
DFDS, ein Betreiber von Fähren in Europa und Logistikdienstleister, ermöglicht durch seine Transportdienstleistungen auf dem Wasser wesentliche Einsparungen von Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Transport auf der Straße. Zudem hat sich das Unternehmen zuletzt umfangreiche Ziele zur Dekarbonisierung seiner Flotte gesetzt. Wir sprachen mit der Head of Group Sustainability, die uns im Detail vorstellte, wie das Unternehmen bis 2050 seine Fähren ohne den Einsatz von fossilen Brennstoffen betreiben möchte. Dafür soll bis 2027 die erste wasserstoffbetriebene Fähre in Dienst gestellt werden. Die Schifffahrtsbranche sieht sich immer wieder mit Berichten über Verschrottung von Schiffen unter katastrophalen Umwelt- und Arbeitsschutzbedingung konfrontiert. DFDS gehört nicht zu den Unternehmen, die in diesem Zusammenhang genannt werden. Unser Vorschlag, beim Verkauf der Schiffe, Klauseln zum verantwortungsvollen Recycling zu vereinbaren, stieß auf Interesse. Unsere Gesprächspartnerin überzeugte uns mit ihrem Elan und ihren Ambitionen, das Thema Klimaneutralität im Unternehmen voranzubringen. Unser Blick auf das Unternehmen hat sich durch die Präsentation der umfangreichen Klimastrategie und der Offenheit für unsere Erwartung und Vorschläge deutlich verbessert.
Die Reise nach Dänemark und die Färöer Inseln hat uns darin bestätigt, dass unsere Unternehmen dort bereits viele wichtige Punkte adressieren. Dennoch haben wir auch hier unsere Erwartungen, zum Beispiel hinsichtlich Schiffsrecycling, klar artikuliert und stießen dabei oft auf offene Ohren. Viele der besuchten Unternehmen haben uns zurück gespiegelt, dass sie diesen Austausch vor Ort sehr schätzen und dadurch Anregungen erhalten, welche Themen sie in der Zukunft adressieren sollten. Das bestärkt uns darin, unsere Unternehmensreisen auch in Zukunft in diesem Umfang weiter durchzuführen.
Lars von Danwitz
Senior Sustainability Analyst bei der ÖKOWORLD AG