Tag 3 – 28.8.

Veröffentlicht von

Besuch bei Electrolux
Das schwedische Unternehmen Electrolux hat Teilnehmer/-innen der World Water Week zu einem Besuch in sein Hauptquartier in Stockholm eingeladen, um über sein Wassermanagement zu berichten. Jeder von Ihnen kennt sicherlich die Produkte des Unternehmens – durchschnittlich 600 Millionen Geräte sind weltweit in Haushalten installiert. In verschiedenen Vorträgen, u. a. von CEO Jonas Samuelson, stellte Electrolux eindrucksvoll sein Wassermanagement vor und zeigte gleichzeitig sein starkes Bewusstsein zur Nachhaltigkeit seiner Produkte. Die folgenden Punkte stachen hier besonders hervor:

  • Detaillierte Wasserdaten: Electrolux hat nicht nur einen umfassenden Überblick über alle Wasserdaten in seinen 53 Produktionsstätten weltweit, sondern auch über den Wasser-Footprint all seiner Produkte! Natürlich wird der Footprint auch für CO2-Emissionen und Energieverbrauch gemessen. Über 90% des Wasserverbrauchs entsteht in der Nutzungsphase der Produkte, sei es Waschmaschine, Spülmaschine oder Ofen; nur zwischen 2 und 8% entfallen auf die Herstellung.
  • Erfolgreiche Wasserreduktionsmaßnahmen: Die Vielzahl der durchgeführten Maßnahmen und Projekte zur Reduzierung des Wasserverbrauchs führten zu einer 70%igen Reduzierung innerhalb der letzten 10 Jahre. Und das trotz gestiegener Verkaufszahlen um 17%.
  • Umfassende Lebenszyklusanalysen: Electrolux führt für seine Produkte Analysen durch, die die Umweltauswirkungen von der Rohmaterialbeschaffung bis hin zur Entsorgung darlegen, sogenannte „von der Wiege bis zur Bahre“ oder besser auf Englisch „cradle to grave“-Analysen. Bereits 1999 hatte Electrolux seinen ersten Kühlschrank mit Umweltlabels zertifiziert.
  • Zahlreiche Innovationen: Die Innovationen bspw. bei Waschmaschinen ermöglichen dieselben Resultate bei 25% weniger Waschmittel. Zudem gibt es neue Programme wie semi care, steam care oder andere Programme, die durch schonenderes Waschen die Haltbarkeit der Textilien verlängert, womit wiederum Wasser gespart wird, da weniger neue Textilien gekauft werden müssen. Eine besonders beeindruckende Innovation betrifft die Spülmaschinen zum Gebrauch in Kantinen oder Hotels: Mit nur einem Glas Wasser kann ein ganzer Korb Geschirr gespült werden! Dies wird durch die zweimalige Wiederverwendung des Wassers ermöglicht – natürlich bei gleichbleibenden Reinheitsresultaten. Und eine weitere ebenso beeindruckende Erfindung: Electrolux hat letztes Jahr den ersten Kühlschrank der Welt entwickelt, welcher aus Biokunststoffen besteht! Das sind Kunststoffe, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt werden.

Zu den anderen Teilnehmern/-innen dieses Besuchs zählten u. a. Vertreter verschiedener afrikanischer Kommunen, Städte und Regierungen, die, ebenso beeindruckt, eine Vielzahl der Ideen und Ansätze zu Wasserreduktionsmaßnahmen in ihren Kommunen zusammen mit Unternehmen anwenden wollen – allein deswegen hat sich der Vortrag schon gelohnt.

Was wir sonst noch gelernt haben: Flüssiges Waschmittel ist auf Grund einer 30% geringeren Ökotoxizität besser als Pulverwaschmittel, und Geschirr mit der Hand zu spülen verbraucht durchschnittlich 10 Mal so viel Wasser wie eine effiziente Spülmaschine.

Insgesamt ein lohnender Besuch bei einem sehr eindrucksvollen und nachhaltigen Unternehmen – nicht ohne Grund hat ÖKOWORLD Electrolux letztes Jahr den Ökovision Sustainability Award verliehen.


Für den Nachmittag gab es wieder eine große Auswahl an Vorträgen mit unterschiedlichen Themen, darunter auch einer mit dem Thema „Fäkalien und ihr mysteriöser Weg durch die städtischen Ökosysteme“, allerdings habe ich stattdessen die folgenden leichter verdaubaren Themen gewählt.


Vortrag: Wasserverbrauch in der Textilindustrie

Dass in der Textilindustrie sehr viel Wasser verbraucht wird, ist bekannt. Auch wenn der Fokus in der Öffentlichkeit bisher mehr auf Arbeitsbedingungen und Menschrechte gelegt wurde, spielt der Wasserverbrauch ebenfalls eine große Rolle. Zwei Organisationen, die niederländische ZDHC-Stiftung und die schwedische Textil Wasser Initiative (STWI), gaben einen Überblick über ihre Anstrengungen, gemeinsam mit Textilherstellern den Gebrauch von Chemikalien und den Verbrauch von Wasser zu verringern. STWI hat hierzu über Jahre Standards und Empfehlungen entwickelt, an die sich die freiwilligen Mitglieder halten. Dadurch wurden bereits signifikante Einsparungen beim Wasserverbrauch in der Lieferkette erzielt.

In einer Podiumsdiskussion gaben Teilnehmer/-innen von H&M, DBL Group aus Bangladesch, ein wichtiger Textillieferant für mehrere internationale Modemarken, und Filippa K., ein nachhaltiges Modeunternehmen aus Schweden, einen Einblick in ihre jeweiligen Initiativen zum Wasserverbrauch. H&M hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Wasserverbrauch in der Produktion um 25% zu senken, u. a. durch eine Wiederverwendung des in der Produktion bereits verwendeten Wassers, durch eine Regenwassernutzung und weitere Projekte. Auch bei der DBL Group, die täglich 60.000 Kleidungstücke herstellt, wurden bereits viele Maßnahmen zur Wasserreduzierung umgesetzt. Allerdings gibt es bei einigen Maßnahmen wie der Regenwassernutzung auch Limitationen, denn in China und Indonesien muss Regenwasser erst behandelt werden, bevor es zu Produktionszwecken verwendet werden kann – der Aufwand hierfür lohnt sich nicht immer.

Auch das Thema Mikroplastik spielte auf Anfrage des Publikums eine Rolle – denn ein Teil des in den Ökosystemen vorkommenden Mikroplastiks stammt aus synthetischen Fasern von Kleidungsstücken. Bei Filippa K. werden zur Minimierung Laserschneidemaschinen benutzt, durch die weniger Fasern freigesetzt werden. Zudem werden verstärkt Kunstfasern wie bspw. Tencel verwendet, welches biologisch abbaubar ist.

Tencel ist eine Markenbezeichnung des österreichischen Unternehmens Lenzing für auf Cellulose basierende Fasern, die sonst als Lyocell bezeichnet werden. Lenzing ist hier der weltweit führende Hersteller und schon seit vielen Jahren in den Anlageuniversen der ÖKOWORLD-Fonds vertreten.

Interessanterweise werden besonders bei der Herstellung von Fleece-Material auf Grund der Textur viele synthetische Fasern und dadurch Mikroplastik freigesetzt. Also besser beim nächsten Einkauf die Tencel- Fleecejacken vorziehen.


Vortrag: Implementing Digital Finance for Sustainable Water Supply

Ein weiteres spannendes Thema ist der Zusammenhang zwischen digitalisierten Finanzdienstleistungen und Wasserversorgung. Unter Digital Finance versteht man die Möglichkeit, Zahlungen durchführen zu können, Kredite aufzunehmen, Sparpläne einzurichten, Versicherungen zu kaufen sowie andere Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen zu können mit Hilfe von digitalen Kommunikationskanälen und Technologien, d. h. ohne ein Konto bei einer Bank eröffnen zu müssen oder bei einer Bank diese Geschäfte zu tätigen oder sogar Bargeld zu verwenden / zu transportieren. Oft werden hierbei auch Begriffe wie mobile money, mobile oder internet banking oder electronic money verwendet.

Dies ist in vielen Ländern mittlerweile mit Hilfe des Mobiltelefons unter Verwendung der örtlichen Mobilfunknetze möglich. Besonders in ländlichen Regionen in den Entwicklungsländern ist dies von hoher Bedeutung – Menschen bekommen erst dadurch Zugang zu Finanzdienstleistungen, man spricht hier auch von finanzieller Inklusion. Ende 2017 gab es lt. Angaben der Organisation CGAP (Consultative Group to Assist the Poor) bereits 247 Millionen aktive Mobile Money Konten weltweit.

Und was hat das mit Wasserversorgung zu tun? Hier spielt das Mobilfunknetzwerk eine wichtige Rolle. Die Mehrzahl der Menschen, die bspw. keinen Zugang zu Trinkwasser oder sanitären Einrichtungen haben, haben Zugang zu Mobiltelefonen und –netzen. Bei Solarstrom gibt es bereits Angebote, die mit Hilfe von mobile payments bezahlt werden können; bei der Wasserversorgung laufen verschiedene Pilotprojekte, die mit einem Prepaid Model arbeiten. In Ghana werden bspw. durch die Organisation Safe Water Network zentrale Wasserstationen von einem aus der Gemeinde dazu beauftragten Bewohner betrieben, bei welcher die Wassersäule durch eine individuelle digitale Zugangskarte angezapft werden kann. Dazu muss ein mobiles Konto mit Geld aufgeladen werden, welches wiederum diese Daten über das Mobilfunknetzwerk an die Zugangskarte weiterleitet. Die Umstellung und Implementierung ist nicht einfach, jedoch gab es bisher positive Ergebnisse, die nicht nur bei den Wasserversorgern zu einer Kosten- und Zahlungsrückstandreduzierung geführt hat, sondern auch dazu, dass mehr Menschen Zugang zu Wasser erhalten haben.

Natürlich sind auch mobile Zahlungen gebührenpflichtig, daher wird an den verschiedenen Modellen noch weiter gearbeitet. Auch können nicht alle Menschen dadurch erreicht werden, da das Mobilfunknetzwerk erst noch weiter ausgebaut werden muss.

ÖKOWORLD hat übrigens einige Mobilfunkanbieter, die gerade solche mobilen Finanzdienstleistungen in den Schwellenländern anbieten, im Anlageuniversum. Hierzu zählen bspw. Millicom, das den lateinamerikanischen und afrikanischen Markt bedient, und PLDT, ein philippinischer Telekommunikationsanbieter.