Tag 5 – 30.8.

Veröffentlicht von

Für den heutigen Vormittag war eigentlich ein weiterer Field Trip geplant, diesmal zum Unternehmen Bioteria, das mit Hilfe von Biotechnologie umweltfreundliche Prozesse zur Abwasserbehandlung entwickelt hat. Leider war der Andrang so groß, dass alle Plätze schon nach ein paar Minuten vergeben waren. Aber es ist ja nicht so, als ob es nicht genügend interessante Veranstaltungen bei der World Water Week gibt, eher im Gegenteil.

Zudem gibt es auch über 50 Stände, an denen Organisationen, Regierungen, Startups, NGOs und Unternehmen ihre Projekte vorstellen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Xylem: Das Unternehmen ist einer der weltweit führenden Hersteller von Systemlösungen für effiziente und nachhaltige Wassertechnologie. Zu den einzelnen Produkten zählen Pumpen, bspw. Abwasserpumpen, Heizungspumpen, Trinkwasserzirkulationspumpen, aber auch Belüftungssysteme, Filtrationstechnik, Verbrauchsmessung und Desinfektionssysteme. Die Produkte des Unternehmens sind unverzichtbare Bestandteile eines effektiven und effizienten Frischwasser-, Abwasser- und Energieverbrauchsmanagements (Strom und Gas) sowohl in Kommunen als auch in der Industrie. Zudem sind die Produkte, insb. die Pumpen, Schlüsselprodukte im Hinblick auf die dringend notwendigen Energieeinsparungen im Wasserversorgungssektor. Xylem ist auch einer der Partner und Sponsoren der World Water Week. In einem netten Gespräch mit einem Market Manager des Unternehmens konnte ich weitere Einblicke in das Unternehmen gewinnen.Nicht nur auf Grund der Wichtigkeit der Produkte ist Xylem bei ÖKOWORLD in den Fondsuniversen vertreten; auch die von dem Unternehmen angewandten Ökodesign- und Lebenszyklus-Ansätze, die hohe Energieeffizienz der Produkte und das umfassende Lieferketten- und Nachhaltigkeitsmanagement waren hierfür ausschlaggebend.
  • Sanitation for Millions: Unter der Prämisse, dass Sanitärversorgung ein Menschenrecht ist, wurde dieses Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen. Das Projekt wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geleitet und von der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt. Die deutsche Bundesregierung hat sich verpflichtet, mindestens 30 Millionen Menschen verbesserten Zugang zu Sanitärversorgung zu verschaffen. Die Initiative „Sanitation for Millions“ arbeitet direkt mit Schulen, kommunalen Institutionen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und dem lokalen Privatsektor zusammen; wegen der aktuellen Flüchtlingsbewegungen fokussiert sich die Initiative vor allem auf den Nahen und Mittleren Osten sowie auf Subsahara-Afrika.
  • Plastik in der Umwelt: Viele Informationen und Daten zu Ausmaß und Auswirkungen von Mikroplastik sind noch unbekannt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat daher zum Thema Plastik und Mikroplastik ein Forschungsprojekt mit dem Titel „Plastik in der Umwelt – Quellen • Senken • Lösungsansätze“ angestoßen, an welchem mehr als 100 Institutionen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis in insgesamt 18 unterschiedlichen Projekten beteiligt sind. Eines dieser Projekte beschäftigt sich mit dem Aspekt Reifenabrieb, denn Mikroplastik gelangt durch Reifenabrieb auf den Straßen durch Abflüsse in die aquatische Umwelt. Bei der immer weiter steigenden Anzahl an Autos auf den Straßen wird dies noch weiter zunehmen. Andere Projekte beschäftigten sich mit Recycling, Entwicklung neuer Kunststoffe, Textilien, Verbraucherreaktionen, usw. Am Stand war ein Modell ausgestellt, welches verdeutlicht, wie Wasser mit Mikroplastik aussieht. Mehr über das Projekt kann man hier einsehen: https://bmbf-plastik.de/
  • AFRIpads: Auch das Thema Hygiene für Frauen insbesondere zur Menstruation war Thema einiger Veranstaltungen während der World Water Week. Vor einer Kaffeepause verteilte die Organisation AFRIpads auf allen Tischen Muster und Broschüren, um mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Denn viele Frauen haben keinen Zugang zu Menstruationsschutzprodukten wie Tampons oder Binden und / oder können sich dies auch nicht leisten. Viele Mädchen gehen während ihrer Menstruation nicht zur Schule. Dem wirken einige NGOs mit innovativen Produkten entgegen, die den Frauen helfen sollen. Denn trotz Versprechungen seitens der Regierungen in Uganda oder Kenia kommen keine oder nur wenige Binden bei den Mädchen und Frauen an. AFRIpads hat deswegen waschbare und daher bis zu 12 Mal wiederverwendbare Binden entwickelt.

Vortrag: Wasser und der Energiesektor in Indien

Der Energiesektor benötigt zur Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen viel Wasser, denn Wasser ist eine wichtige Ressource vor allem zu Kühlungszwecken. Mehr als 85% des Stroms in Indien wird durch Kohle, Gas und Atomkraft erzeugt. Der jährliche Strombedarf in Indien ist zwischen 2011 und 2016 bereits um mehr als 25% gestiegen, ein Trend, der sich fortführen wird. Zeitgleich wird auch erwartet, dass der Wasserverbrauch durch den Energiesektor von heute 1,4% auf 9% des gesamten Wasserverbrauchs im Jahr 2050 ansteigen wird. Gleichzeitig wird sich auch der Wasserbedarf von Landwirtschaft und Bewässerung sowie Trinkwasserversorgung erhöhen. Und das in einem Land, in dem bereits heute Wasserknappheit besteht. 40% der Kraftwerke in Indien liegen in wasserarmen Gebieten.

In den letzten Jahren kam es zu häufigen Fällen eines Shutdowns der Kraftwerke, weil bspw. das Wasser zur Kühlung aus den Flüssen oder Reservoirs nicht ausreichte, die Flüsse ausgetrocknet waren oder der Monsun verspätet einsetzte. Dadurch konnten 2017 30 TWh (Terawattstunden) an Strom nicht erzeugt werden (trotz der vorhandenen Kohle) – eine Menge von 14 TWh entspricht in etwa dem jährlichen Strombedarf von Sri Lanka. Der Energiesektor trägt daher nicht nur zur Wasserknappheit bei, sondern ist gleichzeitig auch davon betroffen.

Diese sehr interessante Veranstaltung umfasste Vorträge eines Repräsentanten des World Resources Institute, eines Think Tank aus Washington mit dem Kernthema nachhaltige Entwicklung und erneuerbare Energien, von einer Vertreterin von IRENA, der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien mit Sitz in den VAE, und eines Sprechers von Coal India, das 10% der Kohle in Indien fördert.

Die indische Regierung unternimmt bereits verschiedene Anstrengungen, um den Wasserverbrauch der Kohlekraftwerke zu verringern und erneuerbare Energien zu fördern: Sie hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien auf 40% zu erhöhen. Zudem gibt es seit 2017 ein Gesetz zur verpflichtenden Installation von Kühltürmen bei den Kohlekraftwerken. Ambitionierte Ziele, die jetzt umgesetzt werden müssen.

Von IRENA durchgeführte detaillierte Studien und Analysen haben ergeben, dass durch eine stringente Verbesserung der Kühlungstechnologien in allen Kohlekraftwerken bei zeitgleicher Ausweitung von Solar- und Windenergie die Wasserintensität, der Wasserverbrauch und zeitgleich die Emissionen bis 2030 signifikant verringert werden können. Natürlich kann der Energiebedarf Indiens bis 2030 nicht allein mit erneuerbaren Energien gedeckt werden; Kohle wird in Indien, das ein sehr großes Kohlevorkommen hat, auf kurz- und auch mittelfristige Sicht einen Großteil der benötigten Energie produzieren (müssen). Coal India, welches mit seinen bald 7 Werken einen Wasserverbrauch von 1,4 Millionen Liter am Tag hat (!), unternimmt seinerseits ebenfalls viele Anstrengungen, um seinen Wasserverbrauch zu minimieren und sich auch in den Gemeinden zu engagieren, bspw. durch Installation von Wasserleitungen, Recycling von Wasser, die Umwandlung von Flugasche in Ziegelsteine zur Unterstützung des Hausbauplans der Regierung, etc.

Am Ende der Vorträge gab es natürlich eine sehr spannende Diskussion, wobei die Fraktion Erneuerbare Energie klar die Oberhand behielt!


Vortrag: Herausforderungen bei der Datensammlung am Beispiel von Malawi

Der Climate Justice Fund der schottischen Regierung hat unter Leitung der University of Strathclyde ein Projekt ins Leben gerufen, um den Wasserzugang in Malawi in Zusammenarbeit mit der malawischen Organisation BaseFlow zu dokumentieren und darauf basierend zusammen mit der Regierung Strategien zum allgemeinen Wasserzugang zu entwickeln.

Malawi zählt in Afrika nicht zu den Ländern mit einer hohen Wasserknappheit, zumindest laut offiziellen Regierungsdaten, jedoch hat eine Untersuchung ergeben, dass 30% der Wasserstellen nicht funktionstüchtig sind. Zudem sind viele Wasserstellen weniger als 30 Meter entfernt von Latrinen – das Risiko einer Dekontamination des Trinkwassers ist hoch.

Zuverlässige Daten sind jedoch eine Grundvoraussetzung, um eine passende Wasserstrategie und Investitionspläne zu entwickeln. Dafür muss zunächst vor Ort herausgefunden werden, wie viele Wasserstellen es gibt, von welcher Art, in welchem Zustand sie sind und ob es ein Dekontaminationsrisiko von nahe gelegenen Latrinen gibt. Eine solche umfassende Datensammlung ist sehr komplex und langwierig. Seit 2011 wurden durch BaseFlow bereits rd. 54.000 Wasserstellen und 95.900 Latrinen dokumentiert – und das deckt nur den Süden Malawis ab. Um diese Aufgabe zu bewältigen, arbeitet BaseFlow mit 124 Gutachtern, die von einem zentralen Call Centre angelernt und unterstützt wurden, daran, die Daten zu sammeln.

Die Herausforderungen, die die Organisation bei diesem Projekt überwinden muss, sind vielfältig: kaum Zusammenarbeit mit anderen NGOs und teilweise sogar Wettbewerb, mangelndes Bewusstsein in der Regierung zur Wichtigkeit von Daten, Suche von passenden Gutachtern, Misstrauen in der Bevölkerung und natürlich der immense Aufwand. Vor BaseFlow haben sich schon andere Organisationen an dieser Aufgabe versucht und es nicht geschafft. Daher setzt BaseFlow auf umfassende Kommunikation, Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern und die bereits erfolgreich angewandte Datenplattform von mWater, um das Ziel zu erreichen. Hoffen wir, dass BaseFlow erfolgreich ist!