Tag 6 – 31.8.

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Mit dem heutigen Tag endete die diesjährige World Water Week. Die Abschlussveranstaltung hatte es aber noch in sich. Denn es gab noch zwei sehr spannende Vorträge, zum einen von der Verantwortlichen für Wasser von IKEA, und zum anderen von der Europaparlamentarierin und Co-Vorsitzenden des Fischerei-Komitees, Linnéa Engström.

IKEA gab einen beeindrucken Einblick in den Aufbau seines Wassermanagements an seinen 40 Fabrikstandorten, welches sich über viele Jahre hingezogen hat. Denn die erste Hürde war hierbei immer, eine aktuelle Skizzierung aller Wasserleitungen, über die Wasser in die Fabrik und wieder heraus transportiert wird, zu erhalten. Oft gab es hierzu nicht genügend Informationen. Als nächster Schritt wurde eine Risikoanalyse des Umfeldes durchgeführt in Bezug auf Naturschutz, Biodiversität, etc. Danach wurde die Qualität des Wassers bewertet. IKEA hat hierzu ein eigenes Bewertungssystem mit 30 verschiedenen Ratings eingeführt. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden war ebenso notwendig, um deren Ziele und Strategie, sofern diese denn eine haben, zu verstehen und Maßnahmen darin einzubinden.

Erst dann hat IKEA innovative Lösungsansätze entwickelt. IKEA hat die meisten seiner Standorte in Europa, nur 2 in China und 1 in den USA, d. h. die Herausforderungen galt es auch in Europa zu überwinden. Die Maßnahmen, die IKEA eingeführt hat, sind umfassend und beeindruckend. Das Unternehmen zählt damit zu den absoluten Vorreitern beim Wassermanagement. Eine Auswahl der Maßnahmen: Wasser wird wiederverwendet, recycelt, gereinigt, so dass sogar an einigen Standorten das Wasser zurück in die Natur in künstlich angelegte Seen geleitet werden konnte. Regenwasser wird von allen Dächern gesammelt, so dass weniger Frischwasser für Produktionszwecke verwendet werden muss – 70.000 m3 können dadurch pro Jahr generiert werden. Durch eine Erhöhung der Leitungswasserqualität in Zusammenarbeit mit Gemeinden sowie Kampagnen zur Bewusstseinsveränderung der Mitarbeiter/-innen trinken jetzt 90% der Mitarbeiter/-innen Leitungswasser, ein Anstieg von 40%. Dadurch konnten viele Plastikflaschen ersetzt werden. Dies war allein auch eine Kostenfrage: 100 m3 Wasser aus Flaschen kostete so viel wie 10.000 m3 Wasser aus der Leitung. Die Hauptaussage von Viktoria Granström, u. a. auch gerichtet an andere Unternehmen, war: Lasst uns nicht auf perfekte Lösungen warten, wir können jetzt handeln und jederzeit nachbessern.


Bei der Rede der Europaparlamentarierin Ms Engström ging es vor allem um das Thema Klimagerechtigkeit. Klimawandel und der Schutz der Ozeane und Gewässer gelten als die größten Herausforderungen unserer Zeit. Diese können jedoch nicht überwunden werden, ohne vorher Armut zu minimieren und Geschlechtergleichstellung zu erreichen. Und dies kann nicht durch Technologien erreicht werden, nur durch Menschen.
Viele Menschen, die bereits vom Klimawandel betroffen sind, ziehen an die Küsten, um dort durch Fischerei zu überleben. Doch die Ozeane sind bereits verschmutzt, übersäuert und ausgebeutet. Millionen Menschen wird so ihre Lebensgrundlage genommen. Dies führt zu mehr Migration, Hunger, Armut und Konflikt.
Klimapolitik muss daher sozial gerecht gestaltet werden.

Zusammengefasst: Das Wissen, die Technologien und die Ressourcen, um die Ozeane zu retten, sind vorhanden – aber es ist keine Zeit mehr. Wir müssen alle zusammen handeln, und zwar jetzt.


In einer Art Diskussion zur Zusammenfassung der World Water Week waren einige der Schlüsselaussagen von Vertreterinnen und Vertretern der 3 strategischen Partner der diesjährigen World Water Week (African Development Bank, The Nature Conservancy und UNESCO) sowie von SIWI und seinen Repräsentanten/-innen wie folgt:

  • Wir haben das Geld, das Wissen und die Technologien, um die Herausforderungen rund um Wasser anzugehen. Was fehlt, ist eine gemeinsame Aktionsplattform.
  • Konsumenten müssen auch ihren Teil dazu beitragen, dass Produkte nachhaltiger eingekauft werden und das Verhalten bewusster wird.
  • Das Management bzw. die Governance der internationalen Programme muss verbessert werden: mit mehr Transparenz, einer stärkeren Einbindung aller Stakeholder und mit einer besseren Teilung von Daten zwischen Wissenschaft und Regierungen.
  • Insbesondere die Jugend sollte stärker in den Entscheidungsfindungsprozess mit eingebunden werden.
  • Nicht nur die Interessen der indigenen Bevölkerung, sondern auch ihr Wissen sollte bei Entscheidungen berücksichtigt und angewandt werden.
  • Bei Risikoanalysen und Projektbewertungen sollte nicht nur auf monetäre Aspekte geachtet werden, sondern auch ethische und spirituelle Komponenten sollten mehr Berücksichtigung finden.
  • Kommunikation und Informationen zu allen Themen, Entscheidungen und Plänen sollte klarer und mehr werden, sowie besser koordiniert sein.
  • Die Rolle des Wassers bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 wird nicht genug wertgeschätzt, innovative Führungsmechanismen sollen das ändern. Ohne Wasser können keine der Ziele erreicht werden.

Nächstes Jahr wird das Thema der World Water Week „Water for Society including all“ sein.


Die World Water Week war es eine sehr gut organisierte, interessante und lehrreiche Konferenz, die sicherlich vielen Teilnehmern/-innen, und auch mir, neue Sichtweisen gegeben hat. Es gibt viele immense Herausforderungen, jedoch auch viele Menschen, NGOs, Start-Ups, Organisationen und auch Unternehmen, die Lösungen entwickeln und gefunden haben, um diese zu stemmen.

Leider konnte ich nicht die gesamte Themenbreite während der letzten 6 Tage in diesem Blog abdecken, dennoch hoffe ich, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie einen guten Einblick in die Konferenzen erhalten haben und Ihnen dieser Blog gefallen hat.

Hej då aus Stockholm!

Verena Kienel
Sustainability Analyst