Ein Beitrag von Lars von Danwitz, Senior Sustainability Analyst bei der ÖKOWORLD.
Laufen und Sport treiben ist gesund und kann sogar vor den Folgen des Klimawandels schützen. Ein trainierter Körper kann bei Extremwetterereignissen, wie zum Beispiel Hitzewellen, besser bestehen als ein Untrainierter. Nach zahlreichen Anläufen hat es nun erstmals auch ein Hersteller von Sportartikeln in das Anlageuniversum des ÖKOVISON CLASSIC Fonds geschafft. Der Schweizer Hersteller On Holding produziert vor allem Lauf- und Tennisschuhe. Das Unternehmen optimiert die Schuhe bereits im Designprozess, um den Umweltfußabdruck zu reduzieren. Hierfür wird recycelter und biobasierter Kunststoff eingesetzt und für einen Großteil der Schuhe werden Lebenszyklusanalysen durchgeführt. Beim Designprozess wird zudem darauf geachtet, dass die Schuhe nach dem Ende der Lebensphase auseinandergenommen und recycelt werden können.
Der zehnköpfige Anlageausschuss, bestehend aus Expert:innen aus den Bereichen ökologisches und sozialverträgliches Wirtschaften, hat auf seiner 101. Sitzung – diesmal in Leipzig neben On 53 – weitere Unternehmen diskutiert und über deren Verbleib/Aufnahme in das Anlageuniversum des Fonds ÖKOVISION CLASSIC entschieden. Darunter waren diesmal auch rekordverdächtige 22 Neuvorstellungen. Ebenfalls aufgenommen wurde Atlassian, ein Entwickler von Software für kollaboratives Arbeiten in Teams und die Softwareentwicklung. Zu den Softwarelösungen des Unternehmens gehören beispielsweise Trello und Jira. Vom Anlageausschuss wurde hervorgehoben, dass das Unternehmen kostenlose Lizenzen für Universitäten bereitstellt, über einen umfangreichen Ansatz zum verantwortungsvollen Umgang mit KI-Lösungen und ihre Risiken verfügt und sich ambitionierte Klimaziele gesetzt hat.
Zu den neu aufgenommenen Unternehmen zählt auch Kalmar, ein Produzent von Maschinen und Fahrzeugen für die Containerlogistik in Häfen und Industrieanlagen. Im Rahmen der kürzlich stattgefundenen Unternehmensreise nach Finnland konnten Nachhaltigkeitsanalyst:innen der ÖKOWORLD das Unternehmen persönlich besuchen. In Anbetracht des kürzlich erfolgten Börsengangs von Kalmar, und der damit noch ausbaufähigen Nachhaltigkeitsberichterstattung, waren die bei diesem Gespräch gewonnenen Erkenntnisse besonders interessant. Die Analyst:innen der Abteilung Nachhaltigkeitsresearch berichteten von Plänen des Unternehmens, die Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich zu intensivieren und ambitionierte Klimaziele zu setzen. Auch aufgrund des Fokus‘ auf die Erhöhung der Treibstoffeffizienz und Elektrifizierung der Fahrzeuge wurde das Unternehmen aufgenommen.
Nicht in das Anlageuniversum aufgenommen wurde hingegen ein Hersteller von Schulbussen in den USA. Das Unternehmen trägt durch seine Schulbusse zwar dazu bei, dass auch Kinder in entlegenen Orten zur Schule gehen können, jedoch sind die Informationen zu Umwelt- und Sozialthemen noch zu knapp. Es liegen beispielsweise keine Information dazu vor, ob das Unternehmen seine Treibhausgasemissionen erfasst und diese reduziert. Ebenfalls nicht aufgenommen wurde ein taiwanesischer Auftragshersteller von Notebooks, Servern und Computerausrüstung. Das Unternehmen hat zwar umfangreiche Systeme zur Erfassung und Reduktion der Umweltauswirkungen seiner Produktion implementiert, jedoch wurde das Risiko von Menschrechtsverletzungen in der Lieferkette als zu hoch bewertet.
Der Anlageausschuss hat auch einen Hersteller von Softwarelösungen für Labore, Versicherungen, Bildung und Gesundheit aufgrund mangelnder Treibhausgas-Reduktionsziele, eines zu geringen Anteils erneuerbarer Energien und unzureichender Adressierung des Themas der Geschlechterdiversität abgelehnt. Zudem wurden eine Finanzierungsgesellschaft für Wohnimmobilien und ein Immobilienentwickler, beide aus Indien, nicht aufgenommen. Die Unternehmen schaffen zwar dringend benötigten Wohnraum, konzentrieren sich jedoch nicht ausreichend auf bezahlbare Wohnungen. Nachhaltigkeitskriterien finden bei der Finanzierung, Entwicklung und dem Bau nicht ausreichend Berücksichtigung.
Neben den 22 Neuvorstellungen wurden auch 32 Unternehmen diskutiert, die sich bereits im Anlageuniversum des ÖKOVISON CLASSIC befinden. Zu den vom Anlageausschuss bestätigten Unternehmen zählt beispielsweise die brasilianische Apotheken- und Drogeriemarktkette Raia Drogasil. Das Unternehmen stellt die Versorgung mit Arzneimitteln und Drogerieartikeln der lokalen Bevölkerung sicher und bietet Produkte zur präventiven Gesundheitsförderung an. Zudem verfügt das Unternehmen über eine umfangreiche Nachhaltigkeitsberichterstattung. Auch die deutsche Kion Group, Anbieter von Materialflusslösungen und Gabelstaplern, wurde vom Anlageausschuss bestätigt. Hierbei wurde hervorgehoben, dass das Unternehmen sich auf Batterie- und Brennstoffzellenantriebe fokussiert, Lebenszyklusanalysen für seine Fahrzeuge durchführt und seine Umweltauswirkungen umfangreich erfasst und reduziert.
Gleichzeitig zum Anlageausschuss fanden die Feierlichkeiten zum 35. Jahrestag der friedlichen Revolution in Leipzig statt. Auf Initiative des langjährigen Anlageausschussmitglieds Dr. Hans-Joachim Döring, einem der Wegbereiter des friedlichen Protestes in der DDR in Leipzig, schilderte ein Zeitzeuge im Rahmen einer Führung den Ablauf der friedlichen Revolution und der damit verbundenen Ereignisse. Seit ihrer Gründung steht die ÖKOWORLD für Demokratie und Menschenrechte ein. Deswegen war es den Mitgliedern des Anlageausschusses und Mitarbeiter:innen der ÖKOWORLD ein Anliegen anschließend an einem Filmabend im Stasiunterlagenarchiv zur Pressearbeit der DDR Opposition, die über Missstände unter diktatorischen Bedingungen berichtete, teilzunehmen.
Die nächste Sitzung findet im Februar 2025 in Berlin statt.
Lars von Danwitz
Senior Sustainability Analyst bei der ÖKOWORLD AG