Zum Tag des Ozeans am 8. Juni – Bestandsaufnahme unter der Wasseroberfläche

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Die majestätisch anmutende Meeresschildkröte gleitet mit kräftigen Flossenschlägen durch das türkis-blaue Meer, vorbei an bunten Korallen-Wäldern und Schwärmen schillernder Fische. Sonnenstrahlen tanzen funkelnd auf ihrem gelb-braun gemaserten Panzer. Vor ihr macht sie einen appetit-anregenden Snack aus, beschleunigt ihr Tempo und schnappt zu. Erst als es zu spät ist, merkt sie, dass sie die irrtümlich für eine Qualle gehaltene Plastiktüte bereits halb verschluckt hat. Ein Zurück gibt es nicht.

Der Zustand der Meere ist kritisch, Plastikmüll ist nur eines von vielen Problemen, die den Lebensraum Meer zu einem gigantischen Friedhof machen. Das Meer nimmt einen erheblichen Teil des CO2 aus der Luft auf. Genau wie 93% der Wärmeenergie, und bremst damit aktiv den Klimawandel, allerdings nicht ohne Folgen. Werfen wir also einen Blick unter die Oberfläche.

Zum einem gibt es eine Reihe von klimabedingten Phänomenen, die miteinander zusammenhängen und sich meist wechselseitig verstärken, wie zum Beispiel: Temperaturanstieg des Meeres, Strömungsveränderungen, Anstieg des Meeresspiegels, Ozeanversauerung, Sauerstoffverarmung, übermäßige Nährstoffzufuhr.

Versauern, was heißt das konkret: Versauern bedeutet die Aufnahme von CO2. Ozeane sind ein natürlicher CO2 Speicher. Nimmt der Ozean zu viel auf, wird er sauer. CO2 und Wasser bilden Kohlensäure. Der Säuregrad ist seit der Industrialisierung um 30% gestiegen. Viele Tiere, wie zum Beispiel Korallen und Muscheln, bestehen oder haben einen Schutzmantel aus Kalk (Calciumkarbonat). Diese Schutzschicht aus Kalk kann leicht durch Kohlensäure zerstört werden. Man kann sich das vereinfacht so vorstellen, wie ein Ei, das in Essig gelegt wird. Ohne den Schutzmantel können viele Korallen nicht leben. Korallenriffe sind ein Lebensraum für viele Meeresbewohner.

Quelle: Meeresatlas 2017, Infografik pH-Skala Zunahme Säuregehalt Seewasser S28, Heinrich-Böll-Stiftung, Creative Commons (CC BY 4.0) – https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

Zum anderen wirken sich auch direkte Eingriffe durch den Menschen negativ auf das Ökosystem Meer aus. Hierzu zählen Überfischung, vermehrter Plastikmüll und Mikroplastik, Einleitung von ungeklärten Abwässern (Städte) und von Pestiziden und Düngemitteln (Landwirtschaft), aber auch Küstentourismus und Rohstoffabbau.

Quelle: Meeresatlas 2017, Infografik: globale Fischbestände Überfischung S.11b, Heinrich-Böll-Stiftung, Creative Commons (CC BY 4.0) – https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

Was wird dagegen getan:

Der Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Ozeane, Meere und marinen Ressourcen ist das Ziel 14 der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen. Die Unterziele wollen die Meeresverschmutzung verringern, die Ozeanversauerung reduzieren, die Meeresökosysteme schützen, die Überfischung beenden, und Meeresschutzgebiete ausweisen.

Naturwissenschaftler und Klimaaktivsten fordern die Ausbreitung der Schutzgebiete auf 30% der Meeresfläche. Bisher stehen wenige Prozent unter Schutz, teilweise nur auf Papier, denn in einigen werden noch Bodenschleppnetze zur Fischerei eingesetzt.

Internationale Abkommen gibt es nur wenige, und deren Ziele wurden nur zum Teil umgesetzt. Es mangelt an wesentlichen Verpflichtungen, rechtlichen Rahmenbedingungen und ein globales Kontrollsystem, das effektive Sanktionsmöglichkeiten umsetzen könnte. Das Spiel gegen die Zeit bedarf einer entschlossenen und baldigen Umsetzung weitgreifender Schutz- und Vorbeugungsmaßnahmen.

Beitrag von Vera Klöttschen – Referentin Wasser