Besuch Befesa Zinc in Duisburg

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Die Befesa S.A. ist auf das Sammeln und Recyceln von Stahlwerkstaub und Rückständen aus der Aluminiumerzeugung, insbesondere Salzschlacken spezialisiert. Das Unternehmen betreibt Recyclinganlagen in Europa, der Türkei, Südkorea sowie in der VR China und in den USA. Eine der Stahlwerkstaub-Recyclinganlagen, die Befesa Zinc GmbH haben wir von der Abteilung Nachhaltigkeits-Research Mitte Oktober besucht und uns vor Ort mit der Geschäftsführung, dem Forschungs- und Entwicklungsbereich und Investor Relations ausgetauscht. Thematischer Schwerpunkt war der Umgang mit Treibhausgasemissionen.

Nachhaltigkeits-Research und Befesa im Austausch. Im Hintergrund Anlieferung der Stahlwerkstaubabfälle per Lkw.
Nachhaltigkeits-Research und Befesa im Austausch. Im Hintergrund Anlieferung der Stahlwerkstaubabfälle per Lkw.

Am Standort in Duisburg wird Zink aus dem Stahlwerkstaub zurückgewonnen, der beim Schmelzen von Stahlschrott mittels Lichtbogenofen entsteht. Das Zink, welches als Korrosionsschutz auf dem Stahl angebracht ist, fällt beim Wiedereinschmelzen des verzinkten Schrotts zu Stahl als Abfall an. Befesa nimmt den Elektrostahlwerken diese Abfälle ab und gewinnt das Zink als Zinkoxid aus dem Stahlwerkstaub nahezu vollständig zurück. Darüber kann Zink in gleichbleibender Qualität dauerhaft im Wertstoffkreislauf geführt werden.

Jährlich recycelt Befesa rund 1,8 Millionen Tonnen Industrieabfälle und führt knapp 1,5 Millionen Tonnen wertvoller Rohstoffe zurück in den Wertstoffkreislauf. Die Behandlung von Stahlwerkstaub macht mehr als 70 Prozent der Recyclingkapazitäten aus.

Im Wälzofen wird das Zink bei hohen Temperaturen aus der Stahlwerkstaubschlacke verdampft.
Im Wälzofen wird das Zink bei hohen Temperaturen aus der Stahlwerkstaubschlacke verdampft.

Die Rückgewinnung von Rohstoffen reduziert den Bedarf an weiterem Rohstoffabbau, vermeidet Abfälle und ist somit ökologisch sinnvoll. Für etliche Rohstoffe ist sie zudem zunehmend wirtschaftlich attraktiv. Die Rückgewinnung ist allerdings, wie im Falle von Zink, nicht ohne Energieeinsatz und Treibhausgasemissionen möglich.

Der Geschäftsführer des Duisburger Standortes erläuterte uns, dass Befesa für die Rückgewinnung bereits vor über zwanzig Jahren ein optimiertes Verfahren entwickelt hat. Das sogenannte SDHL-Verfahren gilt noch heute als beste verfügbare Technologie. Im Wälzofen wird unter Beigabe von Wasser, Koks und Kalk sowie Luft das Zink bei sehr großer Temperatur verdampft und abgeführt. Der für die chemische Reaktion über den Koks zugeführte Kohlenstoff reagiert jedoch zu nicht unerheblichen Mengen an CO2. Im SDHL-Verfahren sind diese CO2-Mengen bereits um 40 Prozent gegenüber den herkömmlichen Verfahren reduziert.

Die Wälzofenanlage.
Die Wälzofenanlage.
Die Wälzofenanlage.
Die Wälzofenanlage.

Im Zentrum unseres Austauschs stand somit, welche Möglichkeiten und Herausforderungen die Befesa sieht, ihre CO2-Emissionen weiter zu senken.

Befesa will unternehmensweit bis 2030 ihre Treibhausgasemissionen um 20 Prozent reduzieren. Bis 2050 will das Unternehmen klimaneutral arbeiten. Dies ist zwar relativ weit in der Zukunft. Wir bewerten das Ziel aber grundsätzlich positiv, denn Befesa hat sich bereits auf den Weg gemacht und Klimaneutralität zu erreichen, ist angesichts der derzeitigen technischen Möglichkeiten in der Zinkrückgewinnung, herausfordernd.

Das Unternehmen optimiert seine Zinkrückgewinnungsanlagen weltweit, um alle dem unternehmensinternen Best Practice zu nähern. Der F&E-Bereich testet zudem mit Holzkohle, Holzreststoffen oder Wasserstoff alternative Energieträger zu Koks. Bei Holzkohle stellt sich die Frage, woher die benötigten großen Mengen bezogen werden können. Aus unserer Sicht müssten diese zudem aus verantwortungsvoller Waldbewirtschaftung stammen, was die ausreichende Verfügbarkeit nochmals erschwert. Wasserstoff wiederum verändert als gasförmiger Energieträger den chemischen Prozess im Wälzofen gegenüber dem festen Energieträger Koks. Der Wasserstoff müsste außerdem „grüner“ Wasserstoff sein, erzeugt mittels Erneuerbaren Energien, um zu einer Reduktion von CO2 beizutragen. Zudem erwarten wir für Deutschland noch auf längere Sicht einen deutlich höheren Bedarf an Wasserstoff als zur Verfügung stehen wird. Bleibt das Abscheiden des CO2. Aktuell ist dieses jedoch noch weit entfernt, wirtschaftlich zu sein, angesichts der notwendigen Investitionskosten und den derzeitigen Marktpreisen für Treibhausgasemissionsberechtigungen.

Die Geschäftsführung und der F&E-Bereich am Duisburger Standort arbeiten nicht nur daran CO2 zu reduzieren. Beispielsweise wurde getestet, die entstehenden hohen Temperaturen im Wälzofen über Wärmerückgewinnung energetisch zu nutzen. Dies ist jedoch derzeit weder wirtschaftlich noch technisch sinnvoll umsetzbar. Im Test setzten sich die Wärmetauscher sehr schnell mit den in der Abluft enthaltenen Salze zu.

Auf dem Werksgelände wird Regenwasser aufgefangen und im Verbrennungsprozess eingesetzt, um den Frischwasserbedarf zu reduzieren.
Auf dem Werksgelände wird Regenwasser aufgefangen und im Verbrennungsprozess eingesetzt, um den Frischwasserbedarf zu reduzieren.

Für uns ist die Befesa, trotz der prozessbedingt hohen CO2-Emissionen, berechtigt in den Anlageuniversen der ÖKOWORLD-Fonds vertreten. Es braucht Recyclingunternehmen wie Befesa für die Kreislaufwirtschaft. Denn die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe reduziert den Druck zu weiterem Ressourcenabbau und vermeidet Abfälle, in diesem Fall schadstoffhaltige Industrieabfälle. Das Einschmelzen von Schrott im Lichtbogenofen und die Behandlung des anfallenden Stahlwerkstaubs ist außerdem mit deutlich geringeren Treibhausgasemissionen als die Alternative Erzeugung von Primärstahl verbunden. Befesa sehen wir auf dem richtigen Weg. Das Unternehmen hat sich Ziele gesetzt und untersucht, wie es seine Treibhausgasemissionen weiter reduzieren kann.

ÖKOWORLD versteht sich als aktiver Investor, der im Austausch mit Unternehmen uns wichtige Themen anspricht. Aufgrund des strikt getrennten Investmentprozesses zwischen Nachhaltigkeitsanalyse und Portfoliosteuerung vermeiden wir Kompromisse. So ist sichergestellt, dass ÖKOWORLD-Fonds nur in die Unternehmen investieren, die sowohl unseren hohen ethisch-ökologischen Kriterien als auch unseren finanziellen Anforderungen an ein Investment genügen.

 

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