Besuch Vulcan Energy in Karlsruhe

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Das australische Unternehmen Vulcan Energy will im Oberrheingraben Lithium aus Thermalwasser gewinnen. Das Lithium soll insbesondere zur Batterieherstellung für E-Fahrzeuge verwendet werden. Vulcan Energy nutzt für sein Zero Carbon Lithium-Projekt erneuerbare Energien und verursacht keinerlei Kohlendioxidemissionen. Das ÖKOWORLD Nachhaltigkeits-Research hat das Unternehmen Mitte November besucht. Ziel des Besuches war es, sich vor Ort einen fundierten Einblick zum Ansatz von Vulcan Energy zu verschaffen.

Besichtigung des Geothermiekraftwerks in Insheim. © ÖKOWORLD 2023

Lithium ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Batterien für Elektroautos und damit zentral für die Elektromobilität. Es wird bislang vor allem im Bergbau und durch Verdunstung mit hohen negativen Umweltauswirkungen gewonnen. Gut 80 Prozent des benötigten Lithiumhydroxids kommen derzeit aus der VR China, wo es vor allem aus Australien importiert und CO2-intensiv aufbereitet wird. Neben den hohen negativen Umweltauswirkungen bestehen damit zudem für europäische Automobilhersteller Lieferkettenabhängigkeiten.

Lithiumhaltige Solen finden sich zwar an vielen Stellen weltweit. Der Oberrheingraben ist für Vulcan Energy jedoch der ideale Standort. Hier sind die geologischen Gegebenheiten besonders günstig, sind Wissen und langjährige Erfahrung zu Geothermie vorhanden und die Transportwege zu den Abnehmern sind kurz. Üblicherweise legt Lithium von der Förderung über die Weiterverarbeitung bis zur Batteriefertigung etliche tausende Kilometer zurück. Mit dem Oberrheingraben reduziert sich dies auf wenige hunderte Kilometer.

Vulcan Energy plant in der ersten Phase genug Lithiumhydroxid für 500.000 Elektrofahrzeuge zu produzieren und dies auf 1 Million Elektrofahrzeuge pro Jahr in der zweiten Phase auszubauen.

Austausch in der Lithiumextraktionsoptimierungsanlage im rheinland-pfälzischen Landau wenige Tage vor ihrer offiziellen Eröffnung. © ÖKOWORLD 2023

Aktuell gewinnt Vulcan Energy Lithiumchlorid, welches zu Lithiumhydroxid für die Batterieherstellung weiterverarbeitet wird, lediglich im Pilotverfahren. Das Unternehmen betreibt aktuell zwei Geothermiekraftwerke, um aus großer Tiefe heißes lithiumhaltiges Thermalwasser zu fördern. Der Bau weiterer Anlagen ist geplant. Der Sole wird über das Adsorption-type Direct Lithium Extraction (A-DLE)-Verfahren das Lithium entzogen, bevor das Wasser wieder in die Tiefe zurückgeleitet wird. Die Sole wird unter hohem Druck geführt, so dass in der Sole enthaltenes CO2 in der Sole verbleibt. Die für das Verfahren benötigte Energie in Form von Elektrizität erzeugt Vulcan Energy als grünen Strom über das Thermalwasser. Damit ist das Verfahren CO2-neutral.

Die im November in Betrieb genommene Lithiumextraktionsoptimierungsanlage ist die erste Anlage, die vollständig in Europa produziertes Lithium erzeugt. Neben dem Lithium wird auch Wärme aus der lithiumhaltigen Sole des Oberrheingrabens gewonnen. Der stark steigende Bedarf an Lithium für die Batterien der Elektrofahrzeuge ist bislang mit einem großem ökologischen und sozialen „Rucksack“ verbunden. Sollte Vulcan Energy zeigen können, dass sein Ansatz auch im kommerziellen Maßstab funktioniert, wäre dies ein großer Schritt für die Versorgung mit „sauberem“ Lithium. Vulcan Energy ist bislang das einzige Unternehmen weltweit, welches Lithium ohne CO2-Emissionen gewinnt.

© Vulcan Energy 2023
Die im November in Betrieb genommene Lithiumextraktionsoptimierungsanlage ist die erste Anlage, die vollständig in Europa produziertes Lithium erzeugt. Neben dem Lithium wird auch Wärme aus der lithiumhaltigen Sole des Oberrheingrabens gewonnen. © Vulcan Energy 2023

Derzeit wird überschüssige Energie aus den Geothermiekraftwerken als Strom eingespeist. Es ist geplant die Kapazitäten zur Erzeugung von Strom und Fernwärme auf 33 MW bzw. 30 MW auszubauen. Damit sollen zukünftig u.a. mehrere zehntausende Haushalte vor Ort mit Fernwärme versorgt werden.

Während unseres Besuches haben wir uns im hauseigenen Labor die Testanlagen, im Geothermiekraftwerk Insheim die Pilotanlage und in Landau die Optimierungsanlage angesehen sowie mit Management, Werksleitung und Investor Relations ausgetauscht. Wir konnten uns in der Pilotanlage Insheim einen Überblick über die Funktionsweise des Verfahrens verschaffen. Mitte November eröffnete Vulcan Energy sein Lithium Extraction Optimisation Plant, um die Förderung weiter zu skalieren. Die kommerzielle Produktion im größeren Maßstab ist für Mitte 2026 geplant.

Neben dem Produkt und seiner CO2-neutralen Gewinnung überzeugt uns die konsequente nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens. So ist beispielsweise der Fuhrpark des Unternehmens vollständig mit E-Fahrzeugen ausgestattet. Mit seinen Stakeholdern sucht das Unternehmen den intensiven Dialog, denn Geothermiebohrungen sind nicht frei von Risiken.

Lithium ist grundsätzlich gut recyclingfähig. Damit würde der Bedarf an zusätzlichem frischem Lithium perspektivisch sinken. Angesichts der riesigen Mengen, die für die Elektromobilität benötigt werden, dürfte dies jedoch auf längere Sicht nicht ins Gewicht fallen.

Wir werden das Unternehmen weiterhin beobachten.